Foto: Peter Bauernsachs

Erding bekommt nun doch eine Wärmestube

Nachbarschaftshilfe richtet Treffpunkt für Bedürftige ein – Gratis-Getränke und Ansprache

VON HANS MORITZ

Erding bekommt nun doch eine Wärmestube – auf Betreibender Nachbarschaftshilfe Erding (NBH) ohne städtische Unterstützung. Das kündigte NBH-Vorsitzende und Zweite Bürgermeisterin Petra Bauernfeind am Freitag an. Der Startschuss soll im Februar fallen – in den Räumen der NBH am Mühlgraben am Rande der Innenstadt. „Café am Brückerl“ wird die Initiative heißen.

„Zunächst werden wir jeden Donnerstagnachmittag kostenfrei Kaffee, Teeund Wasser ausschenken. Unsere Gäste sollen sich aufwärmen, aber auchein nettes Gespräch finden können. Zeitungen, Zeitschriften und Spiele werden zusätzlich für Unterhaltung sorgen“, kündigt Bauernfeind an.

Das Angebot richtet sich ihren Worten zufolge „an alle Menschen, die der Vereinsamung oder beengten Verhältnissen entfliehen wollen, die sich einenKaffeehaus-Besuch nicht leisten können, ohne Konsumzwang entspannte Stunden in Gesellschaft verbringen oder in Ruhe eine Zeitung lesen wollen“.
Ganz ohne Aufwand geht das nicht. Bauernfeind kündigt an, dass die NBH-Räume „ein bisschen nachgerüstet“ werden müssten. Auf dem Plan stehenein Geschirrspüler, ein Kaffeeautomat, mehrere Schränke und die Umgestaltung des kleinen Nebenraums.

Die Mittel dafür stehen schon bereit. Die in Erding und Dorfen ansässige Unternehmensgruppe SCHARL übergab am Freitag eine Spende über 5000 Euro. Und Bauernfeind gibt zu: „Diese Unterstützung hat uns letztlich ermutigt, das Vorhaben nun anzugehen.“ Das Café solle ehrenamtlich betreut werden. Pro Nachmittag rechnen wir mit zwei bis drei Damen und Herren, die diese Aufgabe übernehmen.“

Wer Spaß daran habe, „anderen Menschen ein bisschen Zeit, Wärme und Streicheleinheiten für die Seele zu schenken, ist herzlich zur Mitarbeit willkommen“, wirbt die Vorsitzende. Mittelfristig sei geplant, dass ein Team aus Ehrenamtlichen das Projekt möglichst eigenständig – natürlich mit der notwendigen Unterstützung von Vorstand und Büro – betreut.
Mitte Januar soll eine Informationsveranstaltung stattfinden. Wer Interessean einer Mitarbeit oder Unterstützung hat, wendet sich an nbh.ed@erding-mail oder an die Rufnummer (01 76) 51 09 68 86.

Damit hat der Verein, der auch die Tafel in der Herzogstadt betreut, einen Streit im Stadtrat elegant abgeräumt. Vor ziemlich genau zwei Jahren hatten die Freien Wähler im Stadtrat beantragt, eine Wärmestube als Treffpunkt mitS ozialberatung einzurichten – in den Räumen des alten Postamts am S-Bahnhof. Verbunden war der Antrag mit der Forderung, eine Kraft einzustellen. 70 000 Euro sollte das Vorhaben kosten. Im Stadtrat kam der Verdacht auf, einer Mitarbeiterin der Flüchtlingshilfe sollte so eine neue Stelle verschafft werden. OB Max Gotz (CSU) verwies zudem darauf, dass die Fachstellen keinerlei Bedarf sähen.
Doch beim Festakt 75 Jahre Caritas Erding Anfang Dezember betonten Kreisgeschäftsführerin Alexandra Myhsok sowie Caritas-Diözesangeschäftsführerin Gabriele Stark-Angermeier, dass sie sehr wohl die Notwendigkeit einer Wärmestube erkennen. Bauernfeind kündigte in derselben Veranstaltungan, einen neuerlichen Anlauf zu nehmen. Das „Café am Brückerl“, erklärte sie am Samstag, „sei ein deutlich abgespecktes, aber umso leichter umsetzbareres Angebot“. Und vielleicht ist es ja ausbaubar.